Tenore,
Tenori, Tenorissimo
Von Natur aus für das Wagner-fach prädestiniert macht seit einigen
Jahren John Treleaven in Europa von sich reden. Die nun vorgelegte ARTE
NOVA CD mit Ausschnitten aus „Die Walküre,“ „Siegfried“ und „Götterdämmerung“
fällt denn auch in die klassische Kategorie der Dokumentation des auch
auf der Bühne Möglichen. Der englische Tenor enttäuscht nicht, vor allem
die mit beruhigender Sicherheit angegangen und schmetternd bewältigten
Höhen (Schmiedelied), die auf den Vokalen e und a sehr klangschön ausfallen.
Eine gute Diktion erlaubt die silbengetreue Textverfolgung von „Ein
Schwert verhieß mir der Vater“ und den „Winterstürmen“ des Siegmund
oder den lyrischeren Erzählungen des Siegfried. Karlsruhe, Kiel, Chemnitz,
Graz und Tokyo heißen die Stationen seiner „Ring“ Auftritte bis zum
2004, und wer weiß, vielleicht auch zwichenzeitlich einmal Bayreuth,
wenn Wolfgang Wagners jüngste und mutige Umbesetzungspolitik noch Schule
machen sollte.
CD News Opernglas 9/2000
CD-Tipp:
Reif für Wagner
An mangelndern Selbstvertrauen fehlt es ihm nun wirklich nicht,
ausgerechnet in Bayreuth während der Festspiele stellte er seine CD
„Wagner‘s Heroes“ vor. John Treleaven klopft schon mal an. Und der Engländer,
der in Mannheim, Kiel, Chemnitz oder Karlsruhe (dort zuletzt als Tristan)
triumphierte und dem jetzt auch der Sprung nach Hamburg, Wien oder Barcelona
gelang, ist als Heldentenor nun wirklich eine Alternative zu manchem
Akteur auf dem Grünen Hügel. Immerhin, Festspielchef Wolfgang Wagner
hat Treleaven schon mehrmals gehört. Also mal abwarten. Auf seiner bei
Arte Nova erschienenen CD präsentiert sich Treleaven als Siegmund und
Siegfried mit Highlights aus „Walküre,“ Siegfried“ und „Götterdämmerung:“
Dieser Tenor hat nun wirklich Kraft und Stehvermögen, eine klare Aussprache,
ein angenehmes Timbre. Respekt.
Südwest Presse Ulm 16.08.2000
Wagner‘s
Heroes
Die äußerst lobenswerte Solo-Reihe der Arte Nova, im Schatten der
Stars und der von den Plattenfirmen hochgepushten Sänger stehende Künstler
akustisch zu porträtieren, findet mit dieser Auslage ihre überaus lohnende
Fortsetzung. Diesmal gilt die Aufmerksamkeit dem in Cornwall geborenen
John Treleaven, der trotz seines fast alle großen heldischen Fachpartien
umfassenden Repertoires und in letzter Zeit zunehmenden Einspringens
an den großen Opernhäusern immer noch ein Geheimtip ist. Diese CD mit
Ausschnitten aus Wagners „Ring“ trägt hoffentlich mit dazu bei, diesem
ungerechten Schattendasein ein Ende zu bereiten. Denn sie weist den
Tenor als in diesem Fach stimmlich und gestalterisch sicher verankerten
Vertreter aus. Besonders wertvoll ist die aus einer metallischen Schale
und einem weichen Kern bestehende Stimme, mit der ohne klangliche Verluste
der riesige Radius von den an die Substanz gehenden Schmiedeliedern
bis zum innigen Nachsinnen Siefrieds über Vater und Mutter mühelos beherrscht
wird.
Neue Merker Aug/Sept
Dass Treleaven
auch „Wagner‘s Heroes“ gewachsen ist, demonstriert die soeben erschienene
CD, auf der Treleaven nicht nur Siegmund sein will, sondern auch Siegfried.
Er erweist sich hier als intelligenter Gestalter: kein Heldenbrüller,
sondern ein Man, der weiß, was er singt und wie er singen muss. Von
Treleavens Textverständlichkeit könnte sich mancher Tenor eine dicke
Scheibe abschneiden. Und von Treleavens rhetorischer Treffsicherheit
auch.
Hannover Allgemeine Zeitung 16.09.00

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